Wörter.

Offenblendige Makrofotografie in einem theatralisch aufgebauten Raum. Ja genau?! Das dachte ich mir zumindest, als ich diese Aufgabenstellung zugeteilt bekam. So wenig Raum für Schärfe in einem so kleinen Feld – was kann ich da erstens überhaupt noch abbilden und zweitens dann auch noch erzählen? Definitiv eine Challenge!

Lange habe ich überlegt und am Ende bin ich zwischen irgendeiner Form von Insekten oder 3D gedruckten Elementen gestanden. Spoiler Alert: Es wurden Insekten. Genau genommen entschied ich mich dafür, Mehlwürmern, die viele Leute eklig finden und andere wieder essen, eine Bühne zu bieten. Ganze 5 Fressnäpfe habe ich kontaktiert, um erstens herauszufinden, wo ich Mehlwürmer kaufen kann und was die überhaupt fressen. Denn in meiner Geschichte sollte es um das Festessen der Mehlwürmer gehen. Karotten und Hafer habe ich mir sagen lassen, also besorgte ich hoffnungsvoll alles was es dazu benötigte und begab mich freudigst ins Fotostudio der FH.

Karotten schneidend stand ich da im Studio, in der Hoffnung, dass die Würmchen vor meinem offenblendigen Makrobjektiv die Karottenscheiben leidenschaftlichst verputzen würden. Dem war jedoch nicht so. Mit der Pinzette platzierte ich einen nach dem anderen vor der Karotte, aberrrrr…jedes Mal, wenn ich sie zur Karotte setzte, machten die eine 180 Grad Wendung, rannten zur Tischkante und stürzten sich hinunter. Ich kam gar nicht mehr nach, diese Würmer vom Abspringen zu retten. Konnten auch Mehlwürmer suizidal sein? Ich googlete das tatsächlich, aber mir wurde nur die Nummer der Telefonseelsorge „142“ ausgespuckt. Da anzurufen ging dann doch etwas zu weit, dachte ich mir, obwohl meine Pulsfrequenz für eine Krisenintervention bereit gewesen wäre, denn dieses „Wurmabhauen“ bedeutete für mich, dass meine Geschichte des „Festessens der Mehlwürmer“ eben Geschichte war. (Ich habe mir übrigens sagen lassen, dass es angeblich bei Kompostwürmern sowas wie Wurmflucht gibt, aber Kompostwürmer sind ja wieder was anderes.)

*Kurzer Disclaimer: Diese Story wurde an einem für mich emotional sehr herausfordernden Tag geschrieben und beinhaltet deswegen gefiltertes heavy Stuff direkt aus der Emotion heraus, was für Menschen, die keine Mental Helath Struggles kennen im ersten Augenblick vielleicht etwas überfordernd wirken kann. Kunst und auch Fotografie haben mich immer schon in meinem therapeutischen Prozess begleitet und mir in den schwierigsten Emotionen, dabei geholfen, Worte oder ein wortloses Outlet dafür zu finden.

Vorhang auf für: Wörter, die in meinem Kopf zu jagenden Bildern werden und Würmer, die vor Karotten fliehen. Beide haben wir eines gemeinsam – die Flucht.

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